Ich beginne an einer großen Wiese in Dorfnähe, dort waren immer wieder Schäden und man profitiert dort noch von der Straßenbeleuchtung des Dorfes, welches unmittelbar angrenzt. Damals noch ein wichtiger Fakt, denn die Ära der Vorsatzgeräte war noch in einiger Entfernung.

Gegen 22:00 Uhr setzte ich mich in Bewegung und fuhr ins Revier. Im Kopf ging ich immer wieder den Plan durch und prägte mir den Pirschweg ein, welcher ja zum Wind passen musste.

Endlich angekommen, parkte ich am linken unteren Rand der Wiese, öffnete die Schiebetür unseres treuen, japanischen Allradbusses und machte mich fertig. Pirschstock, Waffe, Wärmebildkamera am Mann, schob ich die Tür mit einem nicht zu vermeidenden Getöse zu und begab mich an den Rand der Wiese.

Ein erster, nein allererster Blick durch eine eigene Wärmebildkamera öffnete mir die Welt der dunklen Nacht in Gestalt eines schnürenden Fuchses auf 20 m. Was für ein Wahnsinn, dachte ich mir und grinste vor mich hin. Nun noch ein paar Meter auf die Wiese, um diese ganz ableuchten zu können.

Doch was stand da am oberen linken Rand der Wiese auf ungefähr 200 m? Tatsächlich eine einzelne Sau. Das Herz begann zu pochen und ich setzte mich gemäß meinem Plan, gegen den Wind, in Bewegung. Es ging gut bergauf und ich ermahnte mich zur Besonnenheit und Ruhe, sonst würde ich, oben angekommen, pumpen wie ein Maikäfer.

Also immer 10 m pirschen und dann durch die WBK schauen. Die Sau fühlte sich enorm sicher und stand aktiv im Gebräch. Also weiter, alles unverändert. Auf etwa 100 m legte ich die Waffe das erste Mal auf den Zielstock und schaute durch das Glas. Ich konnte die Sau ins Glas bekommen, aber für mein Gefühl war es noch zu weit und das Bild zu undeutlich.

In gefühlten Stunden näherte ich mich der Sau und auf ca. 50 m konnte ich deutlich erkennen, dass es sich um einen Keiler handelte. Als unerfahrener Wärmebildkameranutzer konnte ich nun zwar das Geschlecht, aber nicht wirklich die Größe der Sau erkennen. In meiner Welt war es aber ein Überläuferkeiler.

Nach weiteren 10 m legte ich die Waffe erneut auf den Zielstock und konnte den Keiler nun sehr deutlich ins Glas bekommen. Er stand spitz zu mir und warf nun in meine Richtung auf. Jetzt bloß nicht die Flucht ergreifen, war ich doch schon so nahe an der Wiederherstellung meines Rufes. Der Entschluss stand fest, sobald er sich eindreht, wird geschossen.

Sollte er nach dem Schuss in den benachbarten schmalen Waldsteifen laufen, wird erst Morgen nachgesucht. Der Keiler begab sich wieder ins Gebräch und wog sich in Sicherheit.


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