Ich liebe den Winter! Die kalten Tage mit viel Schnee im Wald sind für mich die Schönsten, die ich in der Natur verbringen kann. Doch nach dem Winter kommt auch eine sehr schöne Jahreszeit, der Frühling. Die länger werdenden Tage, das Vogelgezwitscher am Morgen, die ersten Blumen, die wärmende Sonne - die Natur erwacht wieder zum Leben und auch das Wild genießt diese neue Energie in vollen Zügen. Ein Bote der Frühjahrszeit ist die Schnepfe, ihr typisches „kwork, kwork“ ist öfter zu hören, als dass man sie sehen kann. Die Jagd auf Schnepfen ist nicht nur akustisch einzigartig.
In Tschechien sind Schnepfen leider nicht frei – Anfang der neunziger Jahre, als ich meinen Jagdschein gemacht habe, konnte man nur mit einer Ausnahmebewilligung auf sie jagen. Ich hatte Glück, denn in dem Revier meines Onkels war damals immer eine frei. Ich erinnere mich noch genau an eine Schnepfenjagd – sie war eine meiner allerersten Jagden: Der Tag war sonnig, im Wald lagen die letzten Schneereste und wir standen auf einem Kahlschlag. Obwohl es zuerst ein warmer Frühlingstag war, kam zum Abend hin die kalte Luft von den Bergen herunter. Ich hielt die Flinte von meinem Onkel, die in meinen Händen immer kälter wurde, im Rücken fühlte ich, wie die Nacht immer näherkam und ab und an fröstelte es mich schon. Ich war das erste Mal mit einer Flinte jagen. Die Zeit vergeht und auf einmal höre ich es immer lauter in unsere Richtung kommen. „Kwork, kwork“, der eindeutige und nicht zu verwechselnde Schnepfenlaut. Ich bin bereit und suche mit meinen Augen alles um mich herum ab. Unten am Rand des Kahlschlages streicht eine Schnepfe, leider zu weit für einen sicheren Schuss. Es war das letzte Jahr, wo wir noch Schnepfen mit einer Ausnahmegenehmigung schießen durften und so war das für mich meine erste und lange auch letzte Schnepfenjagd. 19 Jahre wartete ich auf meine nächste Chance.