Abends bekamen der Herzkäfer und ich nochmals die Gelegenheit, auf Damwild anzusitzen. Wir hofften darauf, dass die versprengten Stücke wieder zurück in ihre Einstände ziehen würden.

Ich durfte die Königs-Kanzel beziehen. Ein wirklich schöner Abend mit spektakulärem Sonnenuntergang. Ansonsten tat sich nichts. Dann, ziemlich spät, wagte sich doch ein Spießer aus dem Wald hinter mir und tobte über die Wiese ins Schilf. Spitz von mir weg und vor allem viel zu schnell. Ich hatte keine Chance für einen Schuss- schade. Dennoch freute ich mich weiter über den schönen Tag mit dem herrlichen Anblick.

Meine Gedanken schweifen dahin, als plötzlich der Spießer wieder auf der Wiese erscheint. In heftige Betriebsamkeit verfallend nehme ich das Gewehr in den Anschlag, es ist doch schon ziemlich dunkel… Mist, ob das klappt, Mist, wo ist er denn jetzt, Mist, so hatte ich mir mein erstes Mal nicht vorgestellt! Meine Hektik scheint sich telepathisch auf das Wildtier zu übertragen und es nimmt Geschwindigkeit auf. Ich sag’s ungern, aber Mist, das ist doch alles ätzend! Die Waffe aus dem einen Fenster wieder rein in die Kanzel, aus dem nächsten wieder raus. Jetzt wechselt er gleich in den Wald ein und ich habe meine Chance vertan. So ein Jagdfieber hatte ich lang nicht mehr. Tatsächlich zittern meine Hände und mein Puls pocht bis ins Auge. Ich habe das Gefühl, dass mein Lid flattert.


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