Während es im Moment fast jede Nacht zu den schmatzenden Weizenkrokodilen geht, denkt man zwangsläufig an die vergangenen lauen Sommerabende und -nächte zurück. Während ich zu Beginn meiner jagdlichen Laufbahn überhaupt keine Berührungspunkte mit Weizen, Schadflächen und Sauen darin hatte, wurde es die letzten Jahre umso mehr. Von 23 Uhr bis oft 4 Uhr morgens kroch ich zusammen mit verschiedensten Leuten, meist aber mit meinem Ex-Freund und immer noch guten Freund Max durch milchreife Felder, dabei erlebt man schon das ein oder andere, was man nicht mehr vergisst.

Anfangs gab es noch keine Wärmebildkamera, da musste man sich ganz auf sein Gehör und Gefühl verlassen. Selbstverständlich verfüge ich über ein Hörvermögen eines Luchses, sollte ich aber mal bis ans Ende des 150 h Schlages hören wollen, verstärke ich meine Hörleistung durch die Elefantenohren. Jeder weiß aus Kindheitstagen was gemeint ist, Handflächen hinter die Ohren und zu einer Muschel formen und die Ohren leicht nach vorne drücken. Wer es noch nicht kennt, wird einen AHA-Moment erleben, versprochen. Dann das genüssliche, monotone Schmatzen einer oder mehrerer Borstentiere zu hören ist einfach wunderbar. Ich denke da zum Beispiel gerne an Norman zurück, unser irischer Freund, bei dem wir schon einige Male Sikawild jagen konnten. Als er das erste Mal da war und keinerlei Erfahrung mit dem Pirschen auf Weizensauen hatte, ging ich mit ihm an das erste Feld. Er wirkte etwas enttäuscht, weil er mit seiner Wärmebildkamera nichts entdecken konnte. Ich sagte ihm aber sekundenbruchteile später, dass Sauen drin sind. Er guckte mich fragend an und suchte verzweifelnd jeden Meter mit dem Gerät ab, wieder schaute er fragend zu mir rüber. Ich sagte ihm, dass ich sie höre und verriet ihm den Elefantenohrtrick. Er stellte sich also bis an die erste Halmreihe, beugte seinen Oberkörper soweit es ging nach vorne und stellte seinen Ohren dumbogleich auf. Als er sich dann erneut zu mir umdrehte, strahlte er übers ganze Gesicht: „I can hear them. I can hear them!“, prustete er immer wieder in meine Richtung. Ich musste ihm fast den Mund zu halten, so schwer war seine Freude in der Lautstärke zu dämpfen. Von nun an musste ich bei jedem Feld breit grinsen, wenn er fast vorne über ins Feld gekippt wäre... mit seinen Elefantenohren. Drei Schweine konnte er an dem Wochenende übrigens erlegen, das vergisst sicher keiner von uns.


Laden...