Seitdem ich jage gehört das Damwild für mich zu einer der interessantesten und dankbarsten Wildarten in unseren Breiten. Es ist meist tagaktiv, nicht so sensibel wie das Rotwild und schmeckt zudem hervorragend. Die holsteinischen kleinen Wälder und die mit Feldern und Mooren durchzogene Landschaft, ist ein ideales Habitat für das hiesige Damwild. Nun habe ich das Glück in einigen Revieren mit einem reichen Damwildbestand jagen gehen zu dürfen. Es ist jedes Jahr auf ein Neues eine spannende und herausfordernde Jagd. Die Jagd in der Heimat gehört für mich eindeutig zu den Höhepunkten eines jeden Jagdjahres. So ergab sich auch im letzten Jahr ein Tag, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Es war ein regnerischer Abend Ende Oktober als ich den zuständigen Förster anrief und den kommenden Morgenansitz mit ihm besprach. Er wies mir einen Platz an der Feldkante zu, welcher gut 300 m Luftlinie vom Hauptbrunftplatz entfernt liegt. Ich kannte diesen Platz sehr gut. Etliche Rehe und einige Stücke Kahlwild habe ich von diesem Sitz bereits strecken können, doch hielt ich den Platz um auf einen Hirsch zu warten, für wenig attraktiv. Direkt an der Feldkante zieht das Damwild meist im ersten Licht in den Einstand zurück und ist auf der schmalen und langen Schneise meist schwierig anzusprechen. Ein Kalb ist schnell angesprochen und die Entscheidung für einen Schuss dann gefallen, bevor es auf der anderen Seite wieder in das Stangenholz eintauscht. Bei einem Hirsch sieht die Sache schon etwas anders aus. Meine Erwartungen waren also gedämpft, nichts desto trotz freute ich mich auf den morgendlichen Ansitz. Es galt nur den Hirschen, da Kahlwild hier in der Brunft nicht bejagt wird. Ich rief noch einen befreundeten Jungjäger an, der gerne einmal die Damwildbrunft miterleben wollte. So machten wir uns am nächsten Morgen – deutlich zu früh – auf den Weg. Im Wald angekommen war es noch so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Langsam pirschten wir zu dem uns zugewiesenen Sitz. Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte des Weges hinter uns gebracht, da polterte auch schon ein Rudel Damwild vor uns über die Schneise. Das fing ja gut an. Das Damwild zog also noch früher in den Bestand als ich vermutet hatte. Wir setzten unseren Weg fort und erreichten schließlich die Kanzel. Wir richteten uns auf der für zwei Personen viel zu kleinen Kanzel ein und harrten der Dinge. Die Kanzel steht an einer langen Schneise, welche nach links ca. 120 m und nach recht ca. 250 m einsehbar ist. Auf beiden Seiten befindet sich auf ungefähr 100 m eine Dunkelbrücke, die das Damwild gerne nutzt, um die Schneise zu überwinden.


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