Es ist Ende Mai und ich war „im weiten Eck“ unseres Revieres. Der Morgen war wunderschön (damals war es für mich überhaupt kein Problem so früh aufzustehen, heute sieht das schon ganz anders aus). Ich habe einige Stücke Damwild im Anblick gehabt und auch ein paar Stücke Rehwild. Ich war aber leider nicht in der Lage, sie ordentlich anzusprechen – zu weit weg waren sie. Die Sonne stand nun schon hoch, es wurde heiß und ich machte mich auf den Weg zum Auto. Als ich auf dem Feldweg Richtung Heimat fuhr, blieb ich auf einmal stehen. Na toll, mein Auto streikte. Ich bin kein Mechaniker und konnte auf den ersten Blick nichts Gravierendes feststellen, also musste ich meine liebe Mutter anrufen und sie bitten mich abzuschleppen.
„Wo steckst Du nun wieder fest?“, war ihre erste Reaktion. Sie kannte es also schon. Ich erklärte ihr den Weg und versicherte ihr, dass ich ein Abschleppseil dabei hätte. Es dauerte ein wenig, bis sie da ist. „Sie könne ja nicht alles stehen und liegen lassen,“ so ihre Aussage. Naja gut, ich ließ also meinen Blick schweifen. Meine Pannenstelle war nicht die Schlechteste, ich stand nah einem Teich, auf der anderen Seite breitete sich ein großes Wintergetreidefeld aus. Gerade, als ich mich in das Auto setzen wollte, sprangen vor mir zwei Rehe über den Weg. Das zweite Stück war sogar ein alter Bock und das andere? Ebenfalls ein Bock, mein Fernglas bestätigte es zweifelsohne, aber vor allem war es ein Abnormer. Ich glaubte wirklich, dass ich spinne. Auf der rechten Stange war er ein starker Spießer und auf der linken Seite… Ja, dort führte die Stange nach unten, bis hin zum linken Licht! So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen. Es dauerte nicht lange und beide Böcke waren außer Sichtweite. Meine Mutter rollte voller Freude (Ironie aus) auf mich zu und sogleich erzählte ich ihr von meinem Erlebnis, ihre Begeisterung hielt sich aber komischerweise in Grenzen. Nun ja, ich war dankbar und froh um ihre Hilfe und plante in Gedanken aber schon den Ansitz auf diesen abnormen Bock.