Revoluzzer im Test: Guide IR 510-384
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Revoluzzer im Test: Guide IR 510-384

Text & Bilder: Max Götzfried

Der dritte Streich:

Innerhalb unserer Testserie für Wärmebildgeräte im Jagdgebrauch hatten wir einen gehörigen Teil des Angebotsspektrums von Pulsar und ein Testgerät der amerikanischen Konkurrenz von FLIR bereits abgehandelt – alle guten Dinge sind aber bekanntlich drei, hier also nun die Erfahrungen mit dem Guide IR 510-384. Das Gerät ist über die Jahre in mehreren Versionen herausgekommen, so dass generelle Aussagen über „die 510“ nur schwer zu bekommen und nachzuvollziehen sind. Alle Geräte zeigen eine deutliche Verwandtschaft zu dem zuletzt getesteten FLIR Scout II. Sie sind mit nur knapp über 300 Gramm Gewicht noch einen Ticken leichter und kompakter als die Pulsargeräte und arbeiten, anders als das doch etwas langsame und dadurch etwas nervige FLIR-Gerät, wie Pulsar auch mit 50Hz-Prozessoren, was ein klares und ruckelfreies Bild auch beim schnellen Abglasen von größeren Flächen garantiert.

Unten stehen 5 Stück Damwild, oben kommen, noch eng zusammen, ca. 30 Sauen

Das Bild kann über ein etwas seltsames, kleines Drehrädchen scharf gestellt werden und hat zunächst keine Vergrößerung. Per Knopfdruck kann dann digital auf zwei- bzw. vierfachen Zoom hochgeschaltet werden, zudem stehen neben dem üblichen Darstellungen in schwarz/weiß auch drei verschiedene Stufen eines „Roten Alarms“ zur Verfügung, mit denen Wärmequellen noch einmal deutlicher von der Umgebung hervorgehoben werden.

In diesen Einstellungen ist es in der Praxis beispielsweise leichter, nach kurzer Todesflucht im Unterholz verendete Stücke aufzufinden. Hier hat die an sich kleine Zoomleistung des Gerätes auch einen Vorteil, da sich dadurch das Sehfeld entsprechend groß halten lässt. Dieser Vorteil gegenüber etwa den deutlich leistungsstärkeren Pulsargeräten lässt sich auch bei der Kampfpirsch auf Schwarzwild im Mais ausspielen – eine Jagdpraxis, die allerdings bei sicher 95% aller deutschen Jäger ohnehin keine Rolle spielt… Ebenfalls anders als bei den WärmebildGERÄTEN von Pulsar ist das Guide eine echte WärmebildKAMERA, da durch längeres Gedrückthalten des Zoom-Knopfes auch Bilder aufgenommen werden können. Diese können sogar im livestream direkt auf einem Smartphone wiedergegeben werden.

Damwildgatter: Kein Zoom
Damwildgatter: 2facher Zoom
Damwildgatter: 4facher Zoom

Die Reichweite der 510 wird im „Netz“ sehr verschieden mit bis zu 700m angegeben. Im Vergleichstest war sie gegenüber etwa dem kleinsten Gerät von Pulsar, der XQ19 (Werksangabe: 680m „Man-Detection-Range“) mit dessen deutlich stärkeren Sensoren und Zoom-Einstellungen aber merklich im Nachteil.

Die Handhabung ist an sich einfach, auch wenn der Knopf zur Inbetriebnahme etwas umständlich länger gedrückt werden muss, zudem fährt das Gerät dann in rund 5 Sekunden hoch. Sehr nervig ist seine Objektivabdeckung, ein kleiner, gerne laut klappernder Hartplastikdeckel, dessen Haltebändchen sich ebenso gerne um alles Mögliche verheddert. Wie bei Flir kann man im ausgeschalteten Zustand eine kleine LED-Lampe zum Ausleuchten etwa des Hochsitzes nutzen.

Damwild auf ca. 60 m

Die Laufzeit des (leider) festverbauten Akkus ist ausdauernd und soll bis zu 8 Stunden halten, 6 konnten wir testen, danach gewann die Müdigkeit. Nach kurzer Zeit des Nichtbedienens fällt das Gerät automatisch in einen Ruhemodus, nach 10 Minuten schaltet es sich komplett aus. Leider lässt es sich nicht manuell oder halbautomatisch kalibrieren, wie es bei Pulsar wählbar ist. Werksseitig wird eine Garantie von 3 Jahren vergeben. Die Guide ist je nach Version und Anbieter in etwa für rund 2.400,- EUR zu haben und damit ein Konkurrent des kleinsten Pulsar-Vertreters. Mit etwas Glück, wie etwa derzeit in einer Aktion von Heistrüvers Jagd und Moden, ist es auch schon mal neu für 2.199 € zu haben und spätestens dann ein im Preis-Leistungsverhältnis durchaus in Betracht zu ziehendes Gerät.

In der Gesamtbetrachtung aller getesteten Geräte sehe ich nach wie vor Pulsar als marktführend an – aber wer weiß, wir haben noch mehrere Anfragen an weitere Hersteller gestellt, vielleicht erleben wir ja noch unser infrarotes Wunder!


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