Wildbeobachtungskameras im Test: Drei Augen sehen mehr als zwei
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Wildbeobachtungskameras im Test: Drei Augen sehen mehr als zwei

Text & Bilder Alena Steinbach

Sie alle kennen diese oder zumindest eine ähnlich lautende Redewendung. Und da es sich dabei meist um schlaue, seit Ewigkeiten weiter gegebene Weisheiten handelt, haben wir uns ein Beispiel genommen und in unserem Revier im schönen Hessen eine Wildbeobachtungskamera angeschafft.

Wir haben und werden einige dieser kleinen Aufpasser testen und Ihnen in den kommenden Monaten einen Überblick über verschiedene Modelle und Ausführungen geben. Den Anfang macht die "Special-Cam-3 2G/GPRS" von der Firma Seissiger.

Im Lieferpaket ist alles enthalten, was das Kameraherz begehrt: Eine Funk-Wildkamera „SEISSIGER Special-Cam-3 2G/GPRS HD 12MP“, eine für Wildkameras optimierte Multinetz-Prepaid-SIM-Karte (SuperSIM.eu mit Startguthaben), eine 8GB SDHC-Speicherkarte, 12 Stück AA-Batterien sowie ein Baumgurt und ein USB-Kabel.

Mit 299,00 Euro ruft die Kamera einen stolzen Preis auf, allerdings ist damit auch wirklich alles abgedeckt. Oft gibt es auch die sogenannten Preisfallen, wo Sie im Nachhinein noch Batterien, Speicher- und SIM-Karten extra kaufen müssen. Ich persönlich bin ein großer Freund davon, Geschenke oder Pakete auspacken und direkt los legen zu können. Es gibt doch nichts ärgerlicheres als noch diverse Zusatzprodukte anschaffen zu müssen.

Die Grundeinstellungen, um die Kamera zum Laufen zu bringen, sind kein Hexenwerk. Wer sich die kurze Anleitung durchließt und die Schritte der Reihenfolge nach befolgt, hat innerhalb von fünf Minuten eine einsatzfähige Kamera. Ich sage das so deutlich, weil sicher auch unter Ihnen der ein oder andere, so wie ich, weilt, der gerne alles schnell auf eigene Faust macht und so hat man statt einem Baumhaus ein Vogelhaus, einem Motorrad eine Mofa und einer Wildkamera ein Diaprojektor.

Bilder Seissiger Wildkamera

Einfach anklichen

Sie sehen auf den Fotos, dass wir Betrieb im Revier haben. Schwarzwild, Füchse, Waschbären, Rehe, Marder, Gänse, Tauben, Milane, Krähen, Fasane, ja sogar Menschen sind uns in den letzten Monaten vor die Kamera gesprungen – keine Sorge, auf dem Bild sehen Sie eine Jungjägerin, die weiß, dass sie abgelichtet wird. Wer übrigens mehr zur Rechtslage bezüglich Wildkameras wissen möchte, den verweise ich gerne auf den folgenden Artikel. Das Auslösen des Bildes bekommen die Tiere nicht mit, gut zu sehen an mehreren Folgebildern, wo die Darsteller ruhig und entspannt weiter äsen, suhlen oder graben.

Wofür braucht man überhaupt eine solche Kamera? Nun ja, eigentlich gar nicht. Wer aber wissen möchte, wie groß die Rotten oder Rudel im Revier sind, wann genau sie an die Kirrung oder über den Wechsel kommen, welche Wildarten es überhaupt im Revier gibt oder einfach einen zweiten „Ansitzer“ haben möchte, der wird mit einer Wildkamera viel Spaß haben.

Auf den letzten Fürsprecher möchte ich eingehen: Ein weiterer „Ansitzer“. Die Kamera verfügt über die Funktion Bilder direkt nach dem Entstehen zu verschicken. Dieses kann per E-Mail oder MMS geschehen. Das bedeutet nun konkret, wenn Sie an Ihrer Lieblingskirrung oder dem gern besuchten Weizenacker sitzen, die erwartete Rotte aber 500 m weiter, bei der Kamera raus kommt, dann können Sie innerhalb von wenigen Minuten reagieren und den Standort wechseln. Der eine mag das jetzt unfair finden, der andere und damit schließe ich uns ein, muss gerade in der Schadzeit, wo Mais und Weizen zum erklärten Lieblingsfraß der Sauen erklärt sind, die Augen überall haben und da kann so ein stiller Übermittler sehr hilfreich sein. Auch kranke oder abgemagerte Stücke können einfach auf der Kamera erkannt und gezielt darauf angesessen werden. Wir waren mehrfach überrascht, wann doch tatsächlich die Schwarzkittel ihre Nase aus dem Wald stecken, nie hätten wir gedacht, dass sie auch bis weit in die morgendliche Dämmerung hinein, Besucher sind oder das der Fuchs sage und schreibe bis zu zwölf Mal in einer Nacht vorbeischaut.

Diese und viele weitere Erfahrungen und Erkenntnisse durften wir die letzte Zeit erleben. Meine erste Handlung nach dem Wecker ausstellen, ist der Griff zum Handy – nicht um Geschäfts- oder Privatnachrichten abzurufen, nein, meine volle Aufmerksamkeit gilt dem Posteingang mit den Wildkamerafotos. Oft startet so schon ein Tag mit schönen Bildern.

Nun ein wenig mehr zur Funktion der Kamera. Laut meiner Erfahrung nach halten die zwölf Batterien ca. 8-10 Wochen, je nach Ihren Einstellungen. Meine lauten wie folgt: Ich habe einen Timer eingestellt, das heißt, zwischen 18.00 und 8.00 Uhr morgens löst die Kamera bei Sichtkontakt aus, während der anderen Zeiten ist sie im Off-Modus und macht sowie schickt keine Bilder. Das spart natürlich einiges an Batterie, Sie können aber auch zwei Zeiten einstellen, so können Sie beispielsweise die morgen- und abendliche interessant Zeit „online“ stellen. Ich muss dazu sagen, dass wir bis zu 15 Bilder die Nacht geschickt bekommen und in nicht wenigen Nächten bis zu 40 Bilder gemacht werden. Es wird lediglich ein Bild pro Serie verschickt, die restlichen Bilder werden auf der Speicherkarte gespeichert und können jederzeit auf dem Computer oder auf dem Gerät selber angezeigt oder gelöscht werden. Bei ca. 900 Bildern auf der Speicherkarte hat uns das Gerät keine Bilder mehr geschickt, nach Löschung funktionierte alles wieder, daher empfehle ich Ihnen ab und an die Speicherkarte von allen Bilder zu befreien.

Die Kamera ist sehr einfach zu bedienen und eigentlich selbsterklärend, wenn man die Programme durch geht. Sie können wählen, ob Sie 1,2 oder 3 Bilder pro Auslösung wünschen, in welchem Abstand die Kamera auslösen soll, welche Bildqualität herrschen soll und ob Videos oder Fotos gemacht werden. Auf den Bildern selber sehen Sie dann folgende Informationen: Datum, Uhrzeit, Mondphase, Temperatur und Batteriezustand. Der Blitz reicht ca. 15 m, dann wird es wirklich schwer etwas erkennen zu können.

Das Aufladen der SIM-Karte ist ebenfalls schnell auf der Homepage des Betreibers zu erledigen, das Versenden eines Bildes bis 100 kb kostet 0.03 Cent und bis 300 kb 0,05 Cent. Ein Video erhalten Sie für 0,12 Cent pro angefangenem MB. Alle versendeten Bilder können sie natürlich ebenfalls auf www.supersim.eu anschauen.

Noch einmal zurück zur Praxis, lassen Sie die Kamera ruhig ein paar Tage hängen, auch wenn erst einmal nichts zu sehen ist, Sie wissen das ja, manchmal sind Sie jeden Tag da und dann tagelang nicht. Es wäre schade um eventuell sehr interessante Bilder. Wenn sich die Kamera einmal aufgehängt oder nicht mehr einwandfrei funktionieren sollte, setzen Sie alles auf die Werkseinstellungen zurück, wenn dieses nicht hilft, kontaktieren Sie die Firma Seissiger, eine rasche Antwort bekommen Sie sicher.

Unterm Strich möchte ich eine Wildkamera nicht mehr missen, wie alles Technische gibt es hier und da ein paar Reiberein, manchmal sendet die Kamera die Bilder nach 6 Minuten manchmal nach 45, woran das liegt, kann ich Ihnen nicht sagen. In solchen Fällen können Sie da Kamera natürlich jederzeit einschicken und überprüfen lassen.

Kaufen können Sie die Kamera unter anderem hier: http://www.seissiger-wildkamera.eu


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