Der Border-Terrier - eine unterschätzte Rasse
Hunde

Der Border-Terrier - eine unterschätzte Rasse

Text & Bilder Ales Maxa & Claudia Naggler

Häufig werden in Jagdforen die verschiedensten Hunderassen diskutiert und dabei werden immer die bekannten Rassen wie DJT, DD, KLM etc. auf das Höchste gelobt. Regelmäßig kommt dann gerade bei jungen Jägern, die sich einen vierbeinigen Jagdkollegen zulegen wollen, die Frage nach dem wohl familienfreundlichsten Jagdhund, nur in den seltensten Fällen wird der Border Terrier genannt. Wird er ausnahmsweise doch vorgeschlagen, folgen meist Fragen, was das denn für eine Rasse sei und wie man sie jagdlich einsetzen kann, denn der Border ist in Deutschland und Österreich fast gänzlich unbekannt.

Mit dem vorliegenden Artikel soll diese Rasse etwas mehr ins Rampenlicht geholt und eine Lanze für den Border Terrier als Jagd- und Familienhund gebrochen werden. Dieser Artikel wurde – vermutlich ausnahmsweise – einmal nicht von einem Jäger bzw. einer Jägerin geschrieben, sondern von einer Jägersgattin, Mutter eines fünfjährigen Wirbelwindes und einer wenige Wochen alten Tochter.

Bevor sie zum ersten Mal in Kontakt mit Border Terriern kam, hatte sie selbst einen Kuvasz (Ungarischer Herdenschutzhund) aus der Liga 50kg+ und alles, was weniger als 25kg wog oder kleiner als kniehoch war, war in ihren Augen nicht wirklich ein Hund! Da waren sie also schon, die ersten Vorurteile.

Jaro oder wie ein Böhme siegreich Einzug hielt

Tja, da ist man mit einem leidenschaftlichen Jäger verheiratet und hat einen zweijährigen, äußerst lebhaften Sohn und dann äußert der beste aller Ehemänner den Wunsch nach einem vierbeinigen Jagdbegleiter. Nachdem ich lange unter dem Tod meines Kuvasz gelitten hatte, war die Hundefrage an sich rasch geklärt… ein Hund darf jeder Zeit einziehen!

Als der beste aller Ehemänner dann aber mit dem Wunsch nach einem Border Terrier herausrückte, war doch leichtes Entsetzen angesagt! Die Voraussetzungen waren aber auch nicht wirklich die besten: ein Hund kleiner als kniehoch, leichter als 10kg, rauhaarig und dazu noch Fotos von einer Drückjagd, auf denen die Protagonisten ziemlich dreckig und wie geplatzte Sofakissen aussahen… gar keine guten Voraussetzungen, um mein Herz zu gewinnen!

Dieses schwache Kalb wurde zusammen mit dem Tier von den Hunden zu mir getrieben, bis die beiden Stücke im dichten Bestand verhofften. Das Tier zog plötzlich zur rechten Seite aus, das Kalb dann unerwartet nach links. Leider lag mein Schuss ziemlich hinten. Das Kalb zeichnete und zog schnell weiter weg von mir. Zum Glück war die Border Terrier-Hündin Besi dabei. Gleich folgte sie dem Kalb – und ich rannte hinter ihr her. Zuerst bergauf in die Richtung, aus der die beiden Stücke kamen, dann wechselte das Kalb die Richtung, direkt ins Tal zum Fluss. Erst dort habe ich das Geschehen in Anblick bekommen – das Kalb stand direkt im Fluss, wo es von der Hündin gestellt wurde. Zum Glück boten mir einige Bäume gute Deckung und so konnte ich das Kalb von seinen Leiden erlösen. Wie schon oft erlebt, hat Besi eine tolle Arbeit geleistet – vom Treiben bis hin zur Schweißarbeit.

Dann zeigte man(n) mir Fotos im Internet mit etwas kultivierteren Vertretern dieser Art und da eine gewisse Ähnlichkeit mit den Ewoks aus Star Wars nicht abzustreiten war, wollte ich mir diese Kerlchen dann doch mal aus der Nähe anschauen. Es folgte ein Besuch im Zwinger, später dann mehrere Besuche als die Welpen geboren waren und mich beeindruckte bereits in der Wurfbox das Vertrauen und die Ruhe der Hündin. Später, als die Welpen dann zur restlichen Meute in den großen Zwinger umgezogen waren, konnte man auch bei allen anderen Rudelmitgliedern die Freundlichkeit gegenüber uns Menschen und insbesondere auch gegenüber unserem kleinen Sohn erkennen. Gewölft wurde Jaro im Juli, im September zog dieser kleine Böhme bei uns ein.

Die Eingewöhnung, die Futterumstellung und die Anpassung an unseren Lebensrhythmus verliefen völlig komplikationslos, innerhalb kürzester Zeit war er als Familienmitglied nicht mehr wegzudenken. Da ich vorher einen Herdenschutzhund hatte, die ja für ihre – ich formuliere es jetzt mal vorsichtig – selbständige Handlungsweise bekannt sind, war ich extrem von der Leichtführigkeit dieses kleinen Hundes beeindruckt! Was ich persönlich als ein weiteres Charakter- bzw. Wesensmerkmal bei unserem Jaro und auch anderen Bordern definieren würde und auch sehr schätze, ist das unglaubliche Kuschel- und Nähebedürfnis; ein einzelner Border ist aus meiner Sicht definitiv nicht für die Zwingerhaltung geeignet und braucht Anschluss an sein Menschenrudel!

Inzwischen ist unser Sohn fünf Jahre alt und Jaro und er sind ein tolles Team geworden. Ganz ehrlich – die beiden schenken sich nichts und manchmal wird richtig gerauft. Wenn ich mit einem der beiden schimpfe, kommt der andere gleich zum Trösten und oft liegen die beiden zusammengekuschelt auf Jaros Platz oder auf der Couch und sind ein Herz und eine Seele!

Unsere neugeborene Tochter wurde sofort als Rudelmitglied anerkannt und wehe, ein Fremder kommt ihr zu nahe… Jaro ist höchst wachsam und lässt die Kleine nicht aus den Augen!

Während einer Riegeljagd hat mir die Border Terrier-Hündin Besi mit ihrer langjährigen Kollegin Drahthaardackel Ari (die leider vor 2 Jahren von einem Keiler getötet wurde) vier Stück Rotwild zugetrieben – einen Zehner, ein Tier, ein Kalb und ein Schmaltier. Das Wild war von den kleinen Hunden nicht gerade sehr gestresst und zog langsam durch das Tal. Als sie über den Forstweg ziehen wollten, stand das Schmaltier kurz breit und ermöglichte es mir, einen sicheren Schuss anzutragen. Es blieb im Feuer liegen – und Besi hatte große Freude, dass ihre Arbeit ein Waidmannsheil gebracht hat.

Wie entstand die Rasse?

Der Ursprung der Rasse liegt etwa Ende des 18.Jhd. im englisch-schottischen Grenzgebiet, dem border country, wo sie aus der Kreuzung aus Dandie Dinmont und Bedlington Terrier entstanden. Bevor sich die Bezeichnung Border Terrier etablierte, waren sie als Coquetdale Terrier bekannt, benannt nach dem Coquet-Tal in Northumberland. Vor allem bei Kleinbauern war die Rasse sehr beliebt, da sie sich bei der Jagd auf Otter, Dachs und Fuchs ausgezeichnet bewährte und die Felle der gefangenen Otter, Dachse und Füchse eine zusätzliche Einnahmequelle darstellten. Nebenbei hielten die Hunde Haus und Hof frei von Mäusen und Ratten und jagten auch auf kleines Raubzeug. Der Arbeitseifer der Coquetdale Terrier und ihre freundliche Art im Umgang mit Menschen und anderen Hunden führten dazu, dass die ersten Vertreter dieser Rasse im 19.Jhd. in Foxhound-Meuten aufgenommen wurden. In dieser Zeit setzte sich auch die Bezeichnung Border Terrier durch.

Um in den Fuchsmeuten eingesetzt zu werden, wurden bestimmte Merkmale besonders hervorgehoben. Der Border musste ausdauernd und wendig sein, musste mit den Pferden mithalten können und dort ins dichte Unterholz, wo Reiter und Foxhounds nicht mehr weiterkamen. Die Aufgabe des Borders war, den Fuchs dann zu stellen bzw. zu sprengen. Die offizielle Anerkennung als eigenständige Rasse erfolge erst 1920 durch den Kennel Club.

Gesundheit, Ernährung, Fellpflege

Border sind nicht besonders anspruchsvoll, weshalb die Ernährung keine besondere Herausforderung darstellt.

Egal ob Fertigfutter, Selbstgekochtes oder Rohfütterung – so lange der Nährstoffgehalt stimmt, wird man bei der Futterwahl vor keine allzu große Herausforderung gestellt. Border fressen außerdem gern Obst und Gemüse – unser Hund erntet die Johannis- und Stachelbeeren jedes Jahr selbst! Unter dem Aspekt, dass die richtige Ernährung auch der Grundstein für ein langes und gesundes Hundeleben ist, sollten Border nicht zu eiweißreich ernährt werden und der Besitzer sollte beachten, dass er sich mit einem Border auch einen kleinen Staubsauger zugelegt hat. Prinzipiell zeichnet sich der Border durch seine robuste Gesundheit bis ins hohe Alter aus. Eine Lebenserwartung bzw. auch ein Einsatz als Arbeitsterrier bis zu 15 Jahren ist durchaus nicht ungewöhnlich. Eher wird dem Border seine Neugier zum Verhängnis, viele Borderbesitzer haben ihren vierbeinigen Freund durch Unfälle verloren.

Ein wesentlicher Punkt, den man bei der Anschaffung eines Borders beachten sollte, ist die Fellpflege. Ein Border muss etwa drei- bis viermal im Jahr getrimmt werden. Mit ein wenig Übung hat man das Trimmen mit der Hand schnell erlernt; ein Border sollte aufgrund seiner Fellbeschaffenheit niemals geschoren werden. Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist seinen Hund zu trimmen, merkt man recht schnell. Plötzlich haart er vermehrt, die Haare stehen federartig in alle Richtungen und die äußere Erscheinung erinnert an ein geplatztes Sofakissen. Border gehören zu den rauhaarigen Terriern mit doppeltem Haarkleid. Die weiche kurze Unterwolle wärmt sie und das längere harsche Deckhaar ist wasser- und schmutzabweisend. Damit dieses doppelte Fell erhalten bleibt, dürfen beim Border die "reifen" Haare nur ausgezupft, d.h. getrimmt werden. Wer sich diese „Generalüberholung“ dreimal jährlich ersparen möchte, wendet die Technik des „rolling coats“ an und trimmt alle paar Wochen nach.

Das Wild steht von den kleineren Hunden oft nicht unter großem Stress, zieht langsamer und ermöglicht uns dadurch, gut anzusprechen und auch einen guten Schuss anzutragen. In diesem Fall zogen zwei Spießer durch einen alten Bestand gefolgt von der Border Terrier-Hündin Besi. Der erste Spießer war gut aufgelegt – von der Höhe und auch von der Stärke her. Aber der andere – der hat gepasst! Auf einmal verhoffte dieser Spießer auf einer freien Fläche und sicherte zurück zum Hund. Die Gunst des Augenblickes nutzend, ließ ich die Kugel fliegen und konnte ihn erlegen. Gleich danach sah ich Besi zum Hirsch rennen und ihre Freude ob des gemeinsamen Jagderfolges war offensichtlich.

Es war nicht das erste Mal, dass ich dank Besi ein Waidmannsheil haben durfte!


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