Niederwild, Du wirst Dich freuen
Tests

Niederwild, Du wirst Dich freuen

Text & Bilder Markus Liebner

In einem Niederwildrevier gibt es immer etwas zu tun. Vor allem aber geht es um die Hege und Pflege der kleinen Wildtiere. Dazu legen wir in unserem Revier, welches wir seit 9 Jahren gepachtet haben, Heckenstreifen an, schaffen viel Deckungs- und Ruheplätze und bejagen vor allem jegliches Raubwild aufs Schärfste: Mein Name ist Markus Liebner, ich bin 35 Jahre alt und passionierter Niederwildjäger. Mit Büchse und Flinte erlege ich rund 200 Stück Wild pro Jagdjahr.

Nun bedarf es einer passenden Büchse für die intensive Raubwildjagd. Dass ich für Füchse, Dachse, Waschbären und Co. keine 300 Win Mag brauche, versteht sich von selbst. Ich hatte nun das große Glück, eine Savage 10 Predator Hunter in Max 1 - Camo in dem sagenumwobenen Kaliber 6,5 Creedmoor für sechs Monate zu testen. Diese Gelegenheit ist ein wahrer Traum, denn die Waffe trifft genau den richtigen Tester. Hier ist artgerechte Haltung kein Problem.

Einige Freunde rieten mir allerdings im Vorfeld davon ab. Zu „neu“, zu “modern“, sei dieses Kaliber. Es wäre nicht genug getestet, hätte keine Langzeitvergleiche und überhaupt, was der Bauer nicht kennt, ... Viele Vorurteile, entstanden durch Unkenntnis, machten also in meinen Ohren die Runden. Aber, es wäre ja nicht ich, wenn ich mich dadurch nicht umso mehr auf den Test und das Ausprobieren dieses „neuen“ Kalibers wagen würde. Außerdem: Jeder der diese Zeilen liest, erinnert sich sicher mit einem Schmunzeln an seine letzte Kaliberdiskussion – keiner hat Recht, außer man selber und die .308 ist nur etwas für Mädchen und die 9,3x57 tritt wie ein Pferd. Bleifrei hinterlässt keine Zuverlässigen Trefferhinweise und RWS Evolution splittert wie ein zerbrochener Spiegel. Ich musste schon etwas lächeln, das neue Kaliber ist immer 2008 von der amerikanischen Firma Hornady auf den Markt gebracht und somit, zumindest meiner Meinung nach, keine ganz große Weltneuheit mehr. Tests und Messwerte gab es somit zur Genüge, aber wie sage ich immer: selbst ausprobieren.

Die 6,5 Creedmore wurde ursprünglich für das perfekte „Longe Range“-Schießen konstruiert und hergestellt. Dieses Ziel haben sie erreicht, sowohl auf kurze, als auch auf weite Distanzen ist die Präzision faszinierend. Die Kugel fällt von 100 auf 300 m nur gering und das Tötungsverhalten ist bei geringer Wildbret- oder Balgentwertung wirklich sehr zufriedenstellend. In der Kombination mit der Savage 10, die einen kannelierten Matchlauf besitzt, ist es in meinen Augen die perfekte Kugelwaffe für das Niederwildrevier.

Bei der Büchse möchte ich auf eine Raffinesse eingehen, die die Jagd mit dieser Waffe zu einer sicheren macht. Savage hat in dieser Büchse den sogenannten AccuTrigger eingebaut. Die meisten Abzüge von Serienwaffen haben einen hohen Abzugswiderstand. Der Grund dafür ist einfach: Herstellerhaftung. Die Hersteller können nicht riskieren, Waffen mit Abzugssystemen zu bauen, die eine ungewollte Schussabgabe verursachen können. Obwohl einige Serien-Abzüge in einem gewissen Umfang eingestellt werden können, ist eine ungewollte Schussabgabe bei niedrig eingestelltem Abzugswiderstand dennoch nicht ausgeschlossen. Deshalb verwehren die meisten Hersteller bei diesen Manipulationen durch den Anwender dann auch die Garantieansprüche. Der AccuTrigger bietet dem Schützen die Möglichkeit den von ihm bevorzugten Abzugswiderstand selbst einzustellen, ohne einen Büchsenmacher aufsuchen zu müssen. Wer sich allerdings unsicher ist oder auf Nummer sicher gehen möchte, sollte es von einem Profi machen lassen. Nach Anleitung eingestellt ist der AccuTrigger auch bei niedrigstem Abzusgwiderstand, bei Stoß oder Fall sicher. Der Abzug ist einstellbar von ca. 800 bis 1.500 g. Für mich ein großer Vorteil, dass ich meinen gewünschten Widerstand einstellen kann.

Um mit der Waffe auch auf lange Distanzen schießen zu können, habe ich meine Niederwildschutzbeauftragte um ein Zweibein erweitert. So liegt sie ruhig und sicher, wenn ich mal vom Boden aus schießen möchte. Distanzen bis zu 300 m sind kein Problem, allerdings vermeide ich natürlich weite Schussdistanzen. Auf dem Schießstand bringt es dafür umso mehr Spaß.

Auch das Gewicht von gut 3,8 kg ist sowohl handlich, aber bietet auch genug Eigengewicht, für den eh nur geringen Rückstoß. Zudem sprechen wir hier von einer Waffe, die im Verkauf, laut deutschem Importeur, 1459 Euro kostet. Wer also ein echter Raubwildjäger ist und Spaß an der Pflege seines Niederwilds hat und zudem gerne auf dem Schießstand ein wenig mit der Büchse übt, dem kann ich diese Kombination, gerade auch in diesem besonderen Kaliber nur wärmstens ans Herz legen.


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