Eine Weihnachtsgeschichte
Jagdgeschichten

Eine Weihnachtsgeschichte

Text & Bilder Larissa Uhe

Es war der 23. Dezember. Nach einer Reihe von dunklen und nasskalten Tagen schien zum ersten Mal wieder die Sonne am hellblauen Winterhimmel. Doch David hatte keinen Blick dafür. Seine Gedanken kreisten um die Arbeit im Büro, die kein Ende nahm. Erst gestern hatte ihm sein Chef noch einen riesigen Auftrag zugeteilt, der möglichst noch in diesem Jahr über die Bühne musste. Und dann war da noch die Arbeit im Revier, die einen nicht unerheblichen Teil seiner Zeit beanspruchte. In den letzten Wochen hatte er fast immer sofort nach Feierabend die Anzugjacke gegen den Lodenmantel getauscht und war direkt in den Wald gefahren. In einem Gemeinschaftsprojekt wurden in seinem Revier Weiserflächen angelegt, um zu schauen, wie sich die Waldverjüngung ohne Verbiss entwickelte. Vor vier Tagen konnte endlich die letzte Umzäunung fertig gestellt werden. Doch gestern hatte ein Unbekannter die viele Mühe mit einem Schlag vernichtet und ein riesiges Loch in den Zaun geschnitten. Das ärgerte David maßlos. Er verstand nicht, wie jemand so etwas tun konnte. David hatte eigentlich gehofft, noch ein paar Besorgungen für Weihnachten erledigen zu können. Er war sowieso schon sehr spät dran und hatte nicht die leiseste Ahnung, was er seinen Schwiegereltern zu Weihnachten schenken sollte. Jetzt stand für heute Nachmittag jedoch Zaunflicken auf dem Programm. Das Weihnachtsgeschenk musste also warten. Nur bis wann? Er wusste es nicht. Momentan hatte er so viele Dinge gleichzeitig zu erledigen und er schaffte es einfach nicht. Er fühlte sich miserabel, war sauer auf den Typen, der den Zaun zerstört hatte, und er war sauer auf sich selbst, weil er noch nicht einmal seine eigenen Erwartungen erfüllen konnte, – geschweige denn die Erwartungen der anderen.

Zudem hatte er in letzter Zeit immer wieder Schmierereien in seinem Revier vorgefunden: „Jäger sint doof“ stand auf einer Bank und auf einem Hochsitz prangte groß „JAGT IST BLÖT“. Der Rechtschreibung zufolge konnten es nur Kinder gewesen sein oder ein nicht so cleverer Vertreter der Anti-Jagd Szene. Letzteres hielt David für wahrscheinlicher. Ein tiefer Seufzer entfuhr im. Er wusste einfach nicht, wie es weitergehen sollte. Aber es blieb ihm auch nichts anderes übrig, als einen Schritt nach dem anderen zu erledigen.

Eine Weihnachtsgeschichte

Eine Weihnachtsgeschichte

Dann war Heiligabend, der 24. Dezember. Das Geschenk für die Schwiegereltern hatte er immer noch nicht. Ihm würde schon noch etwas einfallen – hoffte er zumindest. Die restlichen Weihnachtsvorbereitungen hatte in diesem Jahr seine Frau übernommen. Ein Anflug von schlechtem Gewissen sorgte für ein ungutes Gefühl, aber er hatte mit seiner Arbeit so viel zu tun, er konnte ihr unmöglich helfen. So wie er sie kannte, würde sie auch ohne seine Hilfe zurechtkommen. Lediglich den Weihnachtsbaum hatte er vor ein paar Tagen noch besorgt. Damit war auch eigentlich sein Soll erfüllt. Vom Dekorieren und Backen verstand er sowieso nichts.

Jetzt schickte seine Frau ihn und die beiden Kinder Stephan und Eva raus auf einen Spaziergang. Sie wollte in Ruhe die gute Stube für die Bescherung vorbereiten. Davon sollten die Kinder nichts mitbekommen. Die waren an diesem Tag sowieso schon neugierig genug. Eva glaubt mit ihren 5 Jahren noch an das Christkind. Stephan ging inzwischen in die 2. Klasse und so langsam machten sich bei ihm erste Zweifel breit, wer denn da die Geschenke unter den Tannenbaum legte. Noch gab er sich aber mit der Erklärung zufrieden, dass Mama und Papa das Christkind bei seiner Arbeit unterstützten.

So spazierten die drei durch die Kälte. Ausnahmsweise lag in diesem Jahr tatsächlich Schnee an Weihnachten. Es hatte die ganze Nacht über geschneit. In der Ferne sahen sie die Weihnachtsbeleuchtung in den Häusern des kleinen Dorfes funkeln. Sie selbst wohnten etwas außerhalb und gingen den Wanderweg am Waldrand entlang. Eigentlich war der Anblick schon richtig idyllisch, aber auch jetzt kamen Davids Gedanken nicht zur Ruhe. Er war schon wieder bei dem Auftrag im Büro, als Eva aufgeregt an seinem Ärmel zupfte „Papa, Papa, schau dort!“. Stephan war schon vorgelaufen „Es ist eine Eule, sie hängt im Stacheldraht fest“. Tatsächlich, das arme Tier hatte sich im Draht verfangen, sein linker Flügel war blutig. „Papa, Papa, hilf der Eule“, klein Eva war ganz aufgelöst. Aber es war gar nicht so einfach in dem Dämmerlicht den Draht zwischen Federn und Blut zu erkennen und das Tier zu befreien, ohne es noch mehr zu verletzen. „Hätte ich nur eine Zange mitgenommen, dann könnten wir dieses Stück Draht hier abschneiden“ murmelte David hochkonzentriert, während er versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Stephan und Eva tauschten kurz Blicke aus. Als Stephan nickte, sprintete Eva los und kam wenig später mit einem Seitenschneider zurück. „Wo hast du denn den jetzt her?“ wunderte sich David, „Stephan hilf mir mal“. Er war so konzentriert, dass er gar nicht bemerkte, dass Eva ihm eine Antwort schuldig blieb. Mit vereinten Kräften befreiten sie die kleine Eule. Wie es der Zufall wollte, hatte David auf einer der letzten Jagden einen Falkner kennen gelernt, der sich um verletzte Greifvögel kümmerte. Ein kurzes Telefonat und sie durften die Eule in seine Station bringen.

Auf der Autofahrt fiel David wieder der Seitenschneider ein: „Sagt mal, ihr zwei, wo hattet ihr so schnell meinen Seitenschneider her?“. Stephan biss sich verlegen auf die Unterlippe, während Eva unruhig auf ihrem Sitz hin und her rutschte. „Den ... hatten wir dort versteckt.“ sagte Stephan kleinlaut. „Und was habt ihr damit gemacht?“ David beschlich ein leiser Verdacht und er hoffte inständig, dass er sich irrte. Für Eva gab es kein Halten mehr, Tränen kullerten über ihre Wangen „Deine blöde Arbeit! Nie hast du Zeit für uns. Immer musst du irgendwelche doofen Zäune bauen oder sitzt auf deinem doofen Hochsitz. Anna ist letzte Woche mit ihrem Papa Schlittschuhlaufen gewesen. Du bist nie da!“ schluchzte sie. „Wir haben nicht nachgedacht, wir waren einfach sauer auf dich und deine blöde Jagerei“ brummelte Stephan. Auch ihm war bewusst, dass es nicht gerade die beste Idee war, den Zaun bei der Weiserfläche zu zerschneiden. In Davids Brust hatte sich ein Knoten gebildet, der sich nun immer mehr zusammen zog. Er war zwar verärgert über den kaputten Zaun, aber was noch schlimmer war, seine Kinder hatten Recht.

Seine Familie war ihm das Wichtigste und vor lauter Stress und Ärger hatte er sie in letzter Zeit komplett vernachlässigt. „Ich werde mich bessern“ versprach er und er meinte es ernst. „Wollen wir morgen Schlittschuhlaufen?“. Da machte sich ein Lächeln in den Gesichtern der Kinder breit und David wurde noch etwas bewusst: Wann hatte er das letzte Mal aufrichtig gelächelt? Den Stress aus dem Büro hatte er mit ins Revier genommen und die Freude an der Jagd und den dazugehörigen Aufgaben fast verloren. „Helft ihr mir nächste Woche, die Schmierereien im Revier wieder abzuwaschen? Und zum Frühjahr will ich ein paar neue Nistkästen anbringen, dabei könnte ich eure Unterstützung gut gebrauchen, habt ihr Lust?“. Voller Begeisterung und erleichtert darüber, dass Papa nicht mehr böse war, nickten die zwei. David überlegte bereits, bei welchen Tätigkeiten er seine Kinder noch einbeziehen konnte. Er wollte ihnen gerne zeigen, warum er gerne im Revier war und dass die Jagd doch gar nicht so „blöt“ war, wie sie vielleicht dachten. Vielleicht würde ihn Stephan im nächsten Mai auch auf die Bockjagd begleiten. Davids Gedanken wurden wieder positiver und inzwischen lächelte auch er.

Schon bogen sie auf den kleinen Parkplatz der Station, wo der Falkner sie bereits erwartete. Er versorgte die Eule, reinigte und desinfizierte ihre Wunden und erklärte den Kindern alles, was er tat. Die Augen der Kinder strahlten, als sie die Eule in ihre Voliere brachten und sich die Station angucken durften. Nur klein Eva verzog kurz das Gesicht, als sie einen Blick in die Gefriertruhe warfen. Der Falkner bemerkte es und erklärte ihr, dass sich Eulen und Greifvögel in der Natur von anderen Tieren ernährten und dass er sie möglichst artgerecht füttert, damit sie schnell wieder gesund werden. Das verstand Eva natürlich. Sie wollte ja auch, dass ihre Eule schnell wieder fliegen konnte. Insgeheim taten ihr die kleinen plüschigen Eintagsküken aber doch ein bisschen leid, sie sahen so niedlich aus. Das erzählte sie aber niemanden. Als sie sich weiter umschauten und Eva sich plötzlich Auge in Auge einem ausgewachsenen Uhu gegenüber fand, war der kurze Anflug von Traurigkeit schon wieder verschwunden. Sie war tief beeindruckt von diesen leuchtenden orangen Augen, die so aussahen als würden sie tief in ihr Inneres blicken können. Viel zu schnell verging die Zeit in der Station und es wurde Zeit für den Heimweg. Der Falkner versprach, dem Vater Bescheid zu geben, wenn die Eule wieder gesund war und zurück in die Freiheit durfte. Ganz vielleicht durften die Kinder sogar dabei zugucken. Voller Stolz, Erleichterung und Vorfreude stiegen alle in das Auto und winkten zum Abschied.

Zuhause angekommen wartete Mama bereits „Wo wart ihr denn so lange? Papa war ja am Telefon so kurz angebunden und meinte, ihr würdet etwas später kommen?“. Nachdem alle am Tisch saßen, sprudelte es aus den Kindern nur so heraus. Aufgeregt erzählten sie von ihren Erlebnissen. „Es war eine Ohrbaumeule“ sagte klein Eva. „Eine Waldohreule“ wisperte Papa ihr schmunzelnd zu. „Ich meine natürlich eine Waldohreule, ist ja ganz logisch, die hatte ja kleine Federohren“ berichtigte Eva sich schnell und war ganz stolz. „Und wir haben sie gerettet“ ergänzte Stephan und strahlte ebenso stolz in die Runde.

Da fiel ihm die Geschichte mit dem Seitenschneider wieder ein und er blickte besorgt seinen Vater an. Der lächelte ihm jedoch zu und als Mama nicht schaute, legte er einen Finger auf die Lippen und flüsterte „Das bleibt unter uns“. Das Strahlen kehrte in die Kinderaugen zurück und alle machten sich über den Nachtisch her. Spät am Abend, als die Kinder unter dem Christbaum mit ihren Weihnachtsgeschenken spielten, sah er ihre immer noch strahlenden Augen, die nun nach einem ereignisreichen Tag langsam müde wurden. Neben ihm saß seine Frau und schmiegte sich an seine Schulter. Seine wunderschöne Frau, die er von ganzem Herzen liebte und die ihn liebte. Sie hatte sich nie beschwert und ihn unterstützt, wo sie nur konnte. Sie hatte sogar an das Geschenk für ihre Eltern gedacht. Sie war einfach großartig. David war glücklich. Es wurde das schönste Weihnachtsfest seit langem. Auch in den nächsten Tagen erzählten die Kinder voller Stolz ihren Großeltern, Onkeln und Tanten wie sie alle zusammen die Eule gerettet hatten und beim Schlittschuhlaufen strahlte schließlich die ganze Familie um die Wette. „Danke“ flüsterte Davids Frau ihm zu und küsste ihn auf die Wange.

Ihm war wieder bewusst geworden, was wirklich zählte: Seine Familie und die Menschen, die er liebte. Er würde sich mehr Zeit dafür nehmen und im Beruf etwas kürzer treten. Auch bei der Arbeit im Revier musste sich etwas ändern. Er hatte fast vergessen, warum er einst Jäger geworden war: Aus Liebe zur Natur und zu den Tieren. Es sollte ein Ausgleich zum stressigen Berufsleben sein und genau das sollte es nun wieder werden. Außerdem hatte er ja nun zwei tatkräftige wissbegierige Helfer, die er in Zukunft öfter mitnehmen wollte.

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