Evolution - Mauser M12 MAX
Tests

Evolution - Mauser M12 MAX

Text & Bilder Helmut Bauer

In Vorfreude auf die kommende Saison und um die etwas jagdärmere Zeit zu überbrücken, ging es mit ein paar Freunden, wie fast jedes Jahr, zur „Jagd und Hund“ nach Dortmund. Dort bekam ich nicht nur viele Neuheiten zu sehen, sondern auch das Versprechen, einen Waffentest von einer namenhaften Firma durchführen zu können. In der 2. Maiwoche bekam ich dann einen Anruf von der Firma Mauser - das Paket sei unterwegs. Für mich ist Mauser ein Synonym für das deutsche Jagdgewehr schlechthin, jeder Waidmann hält in seinem Jägerleben früher oder später einmal ein 98er-System von Mauser in der Hand. Es sollte sich jedoch um etwas Neues handeln, die Spannung war groß, als ich das längliche Paket nun endlich in den Händen hielt. Nach dem Öffnen sah ich nun schon einen wirklich außerordentlich schönen, gemaserten Schaft durch die Schutzfolie strahlen, meine Augen ging es ganz ähnlich. Nach dem Öffnen der Folie zeigte sich der im dunkeln Nussbaumholz gestaltete Schaft in seiner vollen Pracht.

Doch was ist das? Ein Lochschaft! Die Verwunderung, dass ich hier einen Holzschaft mit Loch habe, konnte man mir sicherlich ansehen. Fast jeder kennt mittlerweile die Lochschäfte im Zusammenspiel mit Synthetikschäften. In der Holzoptik waren sie mir bis dato noch nicht bekannt, bis auf die optisch nicht so ansprechenden Schichtholzschäfte. Mit diesem Schaft ist Mauser wirklich ein Kunststück gelungen. Es handelt sich technisch betrachtet um einen echten Schichtholzschaft mit all seinen Vorteilen und dennoch erstrahlt die Waffe im edlen Nussbaumholzfinish. Das machte sich im Laufe des Jahres auch bei jedem Schießstand-, Schießkinobesuch und noch anderen jagdlichen Gesellschaftsereignissen bemerkbar. Ein Hingucker ist die Waffe nämlich alle Mal. Die relativ kurze Gesamtlänge von insgesamt 106cm in Verbindung mit dem Schaft trug mit Sicherheit auch noch dazu bei.

Was mir als Jäger in Rheinland-Pfalz sehr gut gefallen hat, war das in meiner ausgelieferten Version bereits ein Mündungsgewinde für einen Schalldämpfer vorhanden war. Dies gab nun natürlich ausreichend Anlass sofort einen Schalldämpfer zu beantragen und zu erwerben. Durch die optisch kurze Gesamtlänge der M12MAX in Verbindung mit einem Overbarreldämpfer von Hausken, büßte die M12MAX selbst mit Dämpfer in ihrem edlen Erscheinungsbild nichts ein.

Schon ein paar Tage später stand ein Besuch auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr mit ein paar Jägern des Hegerings an. Es ging auf die 400m Weitschussbahn, mit Zielen von 50m bis zu der Entfernung von 400m – es war alles dabei. Bei den ersten Kontrollschüssen - sitzend auf 100m - fiel mir der sehr leichte Schlossgang und der angenehme Abzug direkt positiv auf. Der Abzug steht sehr trocken und bricht für mich bei einem idealen Abzugsgewicht. Trotz der eher kurzen Gesamtlänge schoss sich die M12MAX in .308 Win sehr angenehm. Allerdings trägt wohl auch der ergonomisch gestaltete Lochschaft, der einen sehr sicheren Griff bietet, zu diesem äußerst positivem Handling bei.

In Verbindung mit dem Schalldämpfer galt es dann auf Kippziele, gefüllte Wasserkanister und liegende Tontauben bis hin zu 400m zu schießen. Mit dem mitgelieferten Zeiss Conquest DL mit Leuchtpunkt und 3-12facher Vergrößerung gelang es einem, nachdem man seine Haltepunkte für die entsprechenden Entfernungen gefunden hat, selbst Ziele bis auf die besagte 400m Distanz zu treffen. Wobei in der Praxis und auf Wild natürlich auf wesentlich geringere Distanzen gewaidwerkt wird. Bei diesen Distanzen spielt selbst die Sonneneinstrahlung/Thermik einen wichtigen Faktor, mal ganz abzusehen von einer kleinen Windböe, die zu erheblichen Trefferabweichungen führt. Alles in allem überzeugte die M12MAX bei diesem aufschlussreichen Event, egal ob auf Sandsäcken aufgelegt, liegend mit und ohne Auflage oder stehend mit Zielstock, von einem sehr angenehmen Schussverhalten und ausgezeichneten Präzision in Verbund mit der RWS EVO Green.

Evolution - Mauser M12 MAX

Evolution - Mauser M12 MAX

Im Revier konnte die M12MAX egal bei welchem Wetter ebenfalls glänzen. Ohne Schalldämpfer ist sie sehr kompakt und besonders in engen Kanzeln sehr gut zu handeln. Ich musste allerdings trotz overbarrel-Dämpfer und der eigentlich kurzen Gesamtlänge der M12MAX feststellen, dass man mit Schalldämpfer in den besagten sehr engen Kanzeln erst einmal gut überlegen muss, wie man das in der Ecke lehnende Gewehr denn nun, ohne irgendwo mit dem Schalldämpfer anzustoßen, in Anschlag bekommt. Die Problematik stellte sich auf den von mir bevorzugten, offenen Leitern natürlich mit Schalldämpfer und in den “regulären” Kanzeln ebenfalls nicht. Im Gegenteil, auch hier empfand ich den Anschlag mit Lochschaft als äußerst angenehm, da die Hand ihre natürliche Position beibehält und der Griff der Mauser für meine Hände (Größe L) sehr gut ausgeformt ist.

Bei einem nächtlichen Sauenansitz kam es in einer Schlafkanzel zu meinem bisherigen, ersten Umfaller. Auf jeden Fall hielt die Sicherung in der 2. Stellung der 3 Stellungssicherung ausgezeichnet, sodass ich bei dieser Situation mit dem Schrecken davon gekommen bin. Die Sicherung der Mauser funktioniert zuverlässig und ist nach kurzer Zeit und etwas Übung auch geräuschlos zu bedienen. Nun ging es aber sicherheitshalber nach dem besagten Missgeschick erst einmal wieder auf den Schießstand, eine Treffpunktabweichung konnte ich nicht feststellen, sodass auch die neue Mauser Hexa-Lock Montage gute Dienste zu erweisen scheint. Wer diese Montage auch auf seine alten 98-er Gewehre montiert kann sich so evtl. den ein oder anderen Zielfernrohrkauf sparen und ist flexibel im Tausch der Zielfernrohre.

Im September und Oktober ging es dann ins Schießkino. Jetzt wollte ich wissen, wie sich die M12MAX mit Schalldämpfer und Lochschaft bei Drückjagdszenarien verhält. Etwas störend dabei war dass sich das Zeiss nicht unter die 3-fache Vergrößerung regeln ließ und auch die Bedienung des Leuchtpunkts des Conquests wirklich nicht mehr zeitgemäß ist. Selbst in dieser Preisklasse gibt es wohl bessere Bedienungseinheiten für den Leuchtpunkt des Zielfernrohrs. Gerade beim Sauenansitz ist das Einschalten des Leuchtpunkts immer ein Gefummel und Geduldsspiel gewesen, da man beide Regulierungstasten ohne fühlbaren Widerstand gleichzeitig drücken muss, um den Leuchtpunkt einzuschalten. Ich bin später dazu übergegangen schon vor Abfahrt ins Revier den Leuchtpunkt zu Hause einzuschalten, was natürlich nicht sehr stromsparend ist. Aber zurück zu dem eigentlichen Testkandidaten. Der Griff der M12MAX ist durch den Lochschaft wie gemacht für Drückjagden, man hat die Waffe schnell perfekt eingezogen und kann entspannt mitschwingen. Getestet wurde das Schussverhalten mit und ohne Schalldämpfer im Schießkino. Wobei man hier sagen muss, dass die Waffe perfekt ausbalanciert ist und man mit Schalldämpfer nicht in parabelform durch erhöhte Kopflastigkeit schwingen muss oder sich gar, wie es manche Jagdgenossen machen, Gewichte an den Hinterschaft montieren muss, damit die Waffe wieder ausbalanciert ist. Das Schwingungsverhalten ist mit Schalldämpfer durch die Laufverlängerung natürlich etwas träger, sodass man bei schnellen Sauen schon etwas mehr Gas geben muss.

Das absolute Alleinstellungsmerkmal der M12MAX ist natürlich der sehr edle Lochschaft, der dazu noch die Vorzüge eines Schichtholzschaftes hinter seinem anständigen Erscheinungsbild verbirgt. Insgesamt wirkt die Waffe auch durch das matte Lauffinish optisch sehr ansprechend. Dass das Magazin hingegen aus Plastik besteht, finde ich in keinster Weise störend. In Verbindung mit der Metallabdeckkappe des Magazinbodens auf dem das Mauser-Logo prangert, passt es zu dem Gesamtbild der Waffe. Hinzu kommt dass die M12MAX von der technischen Seite und vom Schießverhalten her absolut top war und ich keine Mängel feststellen konnte. Abschließend kann man sagen dass es seitens Mauser eine tolle Weiterentwicklung der M12 ist und der edle Lochschaft der M12MAX wirklich in dieser Klasse ein absolutes Alleinstellungsmerkmal bietet.


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